Zuletzt aktualisiert am 5. November 2024 von Mrs. Coasting to FIRE
Ich finde, jeder sollte einen Notgroschen haben. Das gilt insbesondere dann, wenn man darüber nachdenkt, an der Börse zu investieren. Oder wenn du Schulden hast.
Die wichtigsten Fragen rund um den Notgroschen beantworte ich dir hier in diesem Artikel.
Was ist ein Notgroschen und warum brauche ich ihn?
Ein Notgroschen ist täglich verfügbares Geld, welches extra dafür zurückgelegt wird, um einen finanziellen Notfall abfedern zu können. Es ist also eine Art Versicherung gegen unvorhergesehene Ereignisse, die ungeplante Ausgaben nach sich ziehen.
Ein Notgroschen sorgt dafür, dass du in der Notfall-Situation nicht auch noch einen teuren Kredit aufnehmen musst und im besten Fall ruhiger schlafen kannst.
Typische Situationen für einen Notgroschen sind:
- Arbeitslosigkeit durch unvorhergesehene Kündigung
- Teure Reparatur vom Auto
- Waschmaschine oder Kühlschrank kaputt
Wie hoch sollte der Notgroschen sein?
Die Empfehlungen für die Höhe des Notgroschens liegen in der Regel zwischen 3 und 6 Monatsgehältern. Eine andere Variante ist, sich die Ausgaben pro Monat anzuschauen und dann das 3- bis 6-fache der monatlichen Ausgaben als Notgroschen bereitzuhalten.
Wichtig ist, dabei das Nettoeinkommen des gesamten Haushalts bzw. die Monatsausgaben des gesamten Haushalts zu betrachten. Du solltest auch berücksichtigen, wie sicher dein Gehalt oder Einkommen ist.
Außerdem kommt es auf das individuelle Sicherheitsbedürfnis an. Wenn du besonders sicherheitsorientiert bist, kann dein Notgroschen auch deutlich höher sein als 6 Monatsgehälter.
Hier ein paar Beispiele für die Höhe des Notgroschens in verschiedenen Konstellationen:
Wie hoch sollte der Notgroschen bei Singles sein?
Als Single hast du nur ein Einkommen. Sollte das wegfallen, kann das schnell unangenehm werden.
Ich empfehle daher, mindestens 3 Nettogehälter oder 3 Monatsausgaben als Notgroschen zurückzulegen.
Wie hoch sollte der Notgroschen bei Familien sein?
Bei Familien kommt es darauf an, wie die Einkommenssituation ist: Gibt es 2 Gehälter oder gibt es vielleicht nur einen Alleinverdiener?
Wenn es einen Alleinverdiener gibt und keine sonstigen Einnahmequellen, sollte der Notgroschen aus meiner Sicht höher sein als nur 3 Monatsausgaben, also zum Beispiel 6 Monatsausgaben/ Nettoeinkommen.
Schließlich hängt das (finanzielle) Wohlergehen der gesamten Familie nur an diesem Einkommen.
Wie hoch sollte der Notgroschen bei Selbständigen sein?
Bei Selbständigen kann es sinnvoll sein, den Notgroschen deutlich höher als 6 Monatsausgaben anzusetzen. Insbesondere, wenn die komplette Familie auf das Einkommen aus der Selbständigkeit angewiesen ist.
Ich kenne Selbständige, die haben aufgrund der bei Selbständigen üblichen Schwankungen 1-2 Jahresgehälter als Notgroschen angespart. Nach oben hin sind dem Notgroschen natürlich keine Grenzen gesetzt, je nach persönlichem Sicherheitsbedürfnis.
Wie lege ich den Notgroschen an?
Wie der Name schon sagt, muss das Geld in einem Notfall schnell und sofort komplett verfügbar sein. Als Anlageform für Notgroschen eignen sich daher nur wenige Varianten.
Diese Anlageformen eignen sich für den Notgroschen
Da es inzwischen wieder Zinsen gibt, sollte der Notgroschen auf einem vom „normalen“ Girokonto getrennten Tagesgeldkonto geparkt werden.
Liegt der Notgroschen auf dem Girokonto, besteht hier die Gefahr, dass man den Betrag ohne einen Notfall antastet. Zudem gibt es üblicherweise wenig oder gar keine Verzinsung auf dem Girokonto. Möglich wäre es unter dem Aspekt der permanenten Verfügbarkeit aber, seinen Notgroschen auf dem Girokonto zu parken.
Diese Anlageformen eignen sich nicht für einen Notgroschen
Ein Festgeldkonto, Sparbuch oder gar ein ETF sind nicht für den Notgroschen geeignet, da das Geld im Fall von Sparkonto und Festgeldkonto nicht jederzeit sofort verfügbar ist.
Bei Festgeldkonten ist das Geld bis zum Ende der Laufzeit fest angelegt und damit nicht verfügbar. Schlecht, wenn man im Fall eines Notfalls dann noch 1 oder 2 Jahre warten müsste, bis man wieder an sein Geld kommt.
Bei Sparbüchern kann man pro Monat nur maximal 2.000€ abheben, alle Beträge darüber müssen mit einer Frist von 3 Monaten
Ein ETF oder andere Investments an der Börse eignen sich aufgrund der üblichen Kursschwankungen an der Börse ebenfalls nicht, um den Notgroschen zu parken. Genau diese Empfehlung lese ich immer wieder in Aktiengruppen, ich rate jedoch dringend davon ab. Geld, was innerhalb der nächsten 5-10 Jahre benötigt wird, gehört nicht an die Börse!
Ich habe in Aktiengruppen auch schon Empfehlungen für die Anlage des Notgroschens in P2P-Kredite (also Kredite von Privatpersonen an Privatpersonen) gesehen. Da kann ich ehrlich gesagt nur den Kopf schütteln. P2P-Kredite sind aufgrund des hohen Ausfallrisikos der Kredite und der eingeschränkten Verfügbarkeit ganz sicher keine geeignete Anlageform für den Notgroschen.
Was mache ich mit dem Notgroschen, wenn ich Schulden habe?
Hier kommt es meiner Meinung nach auf die Art der Schulden an.
Grundsätzlich sollten Schulden zuerst bezahlt werden. Weil: In der Regel werden Kredite höher verzinst als Guthaben.
Um zu verhindern, dass man in Notsituationen immer wieder den teuren Dispokredit des Girokontos in Anspruch nehmen muss, kann es sinnvoll sein, einen kleineren Betrag als Notgroschen anzusparen. Ein Betrag von 1.000€ deckt zum Beispiel schon eine Menge kleinerer Notfälle ab.
Hat jemand zum Beispiel einen Immobilienkredit, der erst in 20 oder 30 Jahren komplett zurückgezahlt ist, macht es wenig Sinn, bis zur vollständigen Rückzahlung zu warten, um einen Notgroschen anzulegen.
Auch bei vorhandenen Konsum- oder Autokrediten wäre es sinnvoll, zumindest einen kleinen Notgroschen zu haben, während man seine Kredite abbezahlt. Noch besser wäre natürlich, man hat erst gar einen Konsum- oder Autokredit, aber das
Ich empfehle daher folgendes Vorgehen bei Schulden, die keine Immobilienfinanzierung sind:
- Mini-Notgroschen von z.B. 1.000€ aufbauen
- Tilgung von Dispo-, Konsum- oder Autokredit
- Aufbau des Notgroschens bis auf die gewünschte Zielgröße
Was mache ich mit dem Notgroschen, wenn ich an der Börse investieren will?
An genau dieser Frage scheiden sich die Geister und es gibt für beide Varianten Vor- und Nachteile.
Ich persönlich tendiere dazu, zunächst einen Grundstock für den Notgroschen anzusparen, also zum Beispiel einen Betrag von 1.000€. So kann man die sprichwörtliche kaputte Waschmaschine oder andere kleinere Reparaturen ersetzen, ohne seinen teuren Dispokredit in Anspruch nehmen zu müssen.
Sobald man diesen Grundbetrag angespart hat, fängt man an, an der Börse zu investieren und den Zinseszinseffekt für sich arbeiten lassen. Den Notgroschen bespart man weiterhin parallel bis zum gewünschten Zielbetrag. So hat man aus meiner Sicht das Beste aus beiden Welten.
Und dieses Vorgehen sollte verhindern, dass man in einem Notfall das am Aktienmarkt investierte Geld in einem ungünstigen Moment verkaufen muss.
Hier mein Vorschlag für das Vorgehen, wenn man gleichzeitig einen Notgroschen ansparen und mit dem Investieren anfangen will:
- Mini-Notgroschen von zum Beispiel 1.000€ ansparen
- Falls nicht schon geschehen, Tilgung von Dispo-, Konsum- oder Autokredit
- Parallel: Investieren an der Börse + Aufbau des Notgroschens bis zur gewünschten Höhe
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Mein Fazit
Ein Notgroschen ist ein wichtiges Element in deiner persönlichen Finanzplanung. Sobald du ihn angespart hast, auch wenn es im ersten Schritt auch nur ein Mini-Notgroschen ist, werfen dich ungeplante Ausgaben oder Situationen nicht mehr aus der Bahn.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Es schläft sich ruhiger mit einem gut gefüllten Notgroschen und ich würde jedem empfehlen, sich einen Notgroschen anzusparen.
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Hallo Nadine,
danke für deinen klaren und verständlichen Artikel zum Notgroschen.
Ich fühle mich durch ihn in meiner eigenen Handlungsweise bestätigt 🙂
Gruß Gabi
Freut mich sehr zu hören, Gabi! Darf ich fragen, wie hoch dein Notgroschen ist? (X-Mal monatliches Einkommen reicht natürlich)