Wenn Du in eine Bank gehst und Dich dort zum Thema Investieren beraten lässt, wird Dir dort mit großer Wahrscheinlichkeit ein aktiver Fonds angeboten. Aber was ist der Unterschied zu passiven ETF? Und was von beiden ist besser?
In diesem Artikel geht es ausschließlich um Aktien-Fonds und Aktien-ETF. Es gibt natürlich auch noch weitere Formen von Fonds und ETF (zum Beispiel Rohstoffe, Anleihen etc.).
So oder so, sowohl aktive Fonds als auch passive ETF haben eines gemeinsam: Sie enthalten eine große Anzahl an Aktien.
Je nach Ausrichtung des Fonds oder ETF gibt es eine bestimmte Ausrichtung, nach dem die Aktien ausgewählt werden, zum Beispiel:
- Aktien von Unternehmen aus Industrieländern
- Aktien von Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern
- Aktien von Unternehmen nur aus einer bestimmten Branche oder zu einem bestimmten Thema, zum Beispiel Konsumgüter-Unternehmen oder ein Fonds zum Thema Künstliche Intelligenz
- Aktien mit Unternehmen mit Fokus auf Nachhaltigkeit (wobei Nachhaltigkeit hier etwas mit Vorsicht zu genießen ist, da es keine einheitlichen Nachhaltigkeits-Standards gibt)
Was ist ein aktiver Fonds?
Wie der Name schon sagt, wird bei „aktiven Fonds“ aktiv eingegriffen. Es gibt hier einen Fondsmanager, der sich persönlich um die Auswahl der Aktien kümmert. Er versucht so, die Performance seines Fonds zu steigern und eine bessere Rendite herauszuholen.
Was man allerdings nicht vergessen darf: Diese Fonds werden in der Regel von einer Fondsgesellschaft angeboten. So ist zum Beispiel Union Investment die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Oder die Deka Investment als Fondsgesellschaft des Sparkassen-Verbunds.
Diese Fondsmanager unterliegen natürlich Zielen. Monats-, Quartals- und Jahresziele. Im Bankenbereich ist es auch nicht unüblich, dass es Performance-Ziele gibt. Und wenn die gewünschte Performance erreicht wird, gibt es einen attraktiven Bonus für den Fondsmanager.
Und damit die Fondsmanager diese Ziele erreichen, handeln sie aktiv die im Fonds enthaltenen Aktien. Ob der Fondsmanager dann immer nur die Interessen der Anleger im Auge hat und nicht vielleicht doch ab und an seine eigenen Interessen von einem Jahres-Bonus höher priorisiert… ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber Fondsmanager sind auch nur Menschen.
Was ist ein passiver ETF?
Ein passiver ETF heißt deswegen „passiv“, weil dort kein Fondsmanager aktiv in die Zusammensetzung des ETF eingreift.
Warum? Wenn der ETF aufgelegt wird, dann entscheidet sich die ETF-Fondsgesellschaft (z.B. iShares oder Vanguard) für einen Index. Und für den ETF werden dann genau diese Wertpapiere gekauft, die in diesem Index enthalten sind.
Ein Beispiel für einen Index ist der S&P 500. Der enthält die 500 größten börsennotierten Unternehmen mit Sitz in den USA. Das sind Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Amazon, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Ein weiterer Index ist zum Beispiel der MSCI World, der enthält Unternehmen aus den Industrieländern. Industrieländer sind zum Beispiel die USA, Japan, Großbritannien, Schweiz, Frankreich und natürlich auch Deutschland.
Im Gegensatz zum aktiven Fonds ändert sich die Zusammensetzung der Unternehmen im ETF nur, wenn sich auch der zugrundeliegende Index ändert. Das passiert regelmäßig, in vielen Fällen überprüfen die Index-Anbieter die Zusammensetzung vierteljährlich und passen ggf. den Index an.
Was ist besser: aktiver Fonds oder passiver ETF?
Der große Vorteil von ETF sind ihre günstigen Kosten. Nehmen wir als Beispiel den Vanguard Developed World ETF (Wertpapier-Kennnummer A2PLS9 oder A12CX1). Das ist ein ETF, der Unternehmen aus den weltweiten Industrieländern enthält.
Dieser ETF hat jährliche Kosten von 0,12% (die sog. TER = Total Expense Ratio).
Nehmen wir im direkten Vergleich dazu einen aktiv gemanagten Fonds, der mit dem Vanguard Developed World vergleichbar ist: der Uni Global von der Fondsgesellschaft Union Investment (Wertpapier-Kennnummer: 849105).
Hier setzen sich die Kosten wie folgt zusammen:
- Ausgabeaufschlag von 5% (bei Kauf dieses Fonds werden dir sofort 5% deines investierten Geldes abgezogen)
- Die laufenden jährlichen Kosten betragen 2,5%.
- Für die Verwaltung des Fonds fallen bis zu 1,25% pro Jahr an.
Warum ich Dir als ETF-Expertin passive ETF empfehle
Ich empfehle Dir ganz klar passive ETF. Und zwar breit gestreute ETF, die weltweite Unternehmen enthalten.
Mal abgesehen davon, dass ETF sehr viel günstiger sind als aktive Fonds, bringen sie Dir in der Regel auch mehr Rendite.
Und je mehr Rendite Dein Investment hat und je weniger es in den Gebühren kostet, desto schneller vermehrt sich Dein Geld.
Beispiel gefällig? Gemäß diesem Artikel haben aktive Fonds auf einen 10-Jahres-Zeitraum bei einer weltweiten Anlagestrategie (wie zum Beispiel der Uni Global-Fonds) in 98,6% der Fälle eine schlechtere Rendite erwirtschaftet als ein vergleichbarer Index, den ein passiver ETF als Grundlage nehmen würde.
Oder um es nochmal andersherum zu formulieren: auf einen 10-Jahres-Zeitraum schaffen es nur 1,4% der Fondsmanager, mit einem aktiv gemanagten Fonds eine bessere Rendite einzufahren als ein passiver ETF.
Lust auf mehr? Dann lies mal das hier ⬇️
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Danke, Nadine, ein weiteres Mal hast du einen Augenöffner in deinem fundierten Erklärartikel.
Vor allem gefällt mir deine mit Zahlen und Beispielen erfüllte Argumentation 🙂
Sie veranschaulicht für mich als Finanzlaiin sehr gut, worum es geht.
Viele Grüße
Gabi
Freut mich sehr, liebe Gabi, dass mein Artikel auch für dich als Laiin verständlich ist! So war es gedacht von meiner Seite aus 🙂 Und ja, ich habe die Zahlen bewusst präsentiert. Denn: obwohl Banken (und im Übrigen auch Versicherungen) inzwischen gesetzlich verpflichtet sind, die Kosten ihrer Produkte offenzulegen, aber es wird leider immer noch gern im Kleingedruckten versteckt.
Liebe Grüße
Nadine