6 Gründe, warum wir dringend anfangen sollten, über Geld zu reden

Veröffentlicht am Kategorisiert in Finanzielle Freiheit & Coast FIRE

Zuletzt aktualisiert am 6. Juli 2024 von Mrs. Coasting to FIRE

Über Geld zu sprechen ist hier in Deutschland eher unüblich. Es gibt sogar dieses Sprichwort „Über Geld spricht man nicht“ oder in der etwas längeren Version „Über Geld spricht man nicht, Geld hat man.“

Das Thema Geld und Finanzen wird auch heute noch in der Schule so gut wie gar nicht behandelt. Es gibt jede Menge Paare und Familien, die keinen gemeinsamen Überblick über ihre Finanzen haben. Auch offen mit Kollegen über Gehälter zu sprechen, ist bei uns in Deutschland eher unüblich. Zumal Arbeitgeber mitunter sogar versuchen, das mittels (unwirksamer) Klausel im Arbeitsvertrag zu unterbinden.

Meine Eltern haben in meiner Kindheit mit mir auch nicht wirklich über Geld gesprochen, um ehrlich zu sein. Selbst in meiner Bankausbildung (!) oder in meinem BWL-Studium hab ich wenig Praktisches zum Thema Geld, Finanzen und Investieren gelernt.

Doch ist es wirklich klug, das Thema Geld zu verschweigen? In diesem Artikel werde ich erläutern, warum es aus meiner Sicht äußerst wichtig ist, über Geld zu reden.

1. Geld regiert die Welt

Geld gehört zum Leben dazu, ob man nun will oder nicht. Ein Leben ohne Geld ist zwar theoretisch möglich, für die Mehrheit aber wohl eher unpraktisch und nicht wirklich vorstellbar.

Warum also eine so existentielle Sache totschweigen, die uns alle betrifft? Und sich dann vielleicht sogar noch schlecht fühlen, wenn man doch darüber spricht?

Mir ist klar, dass der Glaubenssatz „Über Geld spricht man nicht“ mitunter sehr, sehr tief sitzt. Und: ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es möglich ist, diesen Glaubenssatz zu überwinden.

Ich sage nicht, dass es einfach ist. Ich sage, dass es möglich ist

2. Über Geld zu sprechen ist wichtig für die finanzielle Bildung

Auch wenn der Anteil in der Sphäre der Finanzblog-Leser sicher höher ist, wissen über die gesamte Gesellschaft gesehen auch heute noch zu viele Menschen zu wenig zum Thema finanzielle Bildung. Praktisches Wissen wird leider bis heute nicht proaktiv vom Bildungssystem vermittelt und man ist darauf angewiesen, dass man Eltern hat, die sich für das Thema interessieren und einem die wichtigsten Themen mit auf den Weg geben. Oder dass man irgendwann von selbst auf das Thema stößt und sich dann mit seriösen Quellen informiert.

Wenn man nicht gut informiert ist und zum Beispiel protzigen YouTube-Videos Glauben schenkt, könnte man denken, mit einem Kredit seien alle Probleme gelöst oder wenn man nur ein paar Bitcoin (oder ähnliches) kauft, kann man sich schon morgen einen Porsche oder Ferrari kaufen. Wobei ich übrigens überhaupt nichts gegen Bitcoin oder Porsche habe, solange man beides mit Bedacht und im Wissen um die Risiken kauft.

Fun fact: ich habe sogar selbst Bitcoin im Depot.

Wenn wir es schaffen, eine Gesellschaft zu kreieren, in der wir offen über Geld und Finanzen sprechen und nicht nur hinter vorgehaltener Hand, können wir Wissen teilen und so voneinander lernen. So können finanzielle Fehler wie zum Beispiel Konsumschulden oder allzu riskante Investitionen vermieden werden.

3. Über Geld zu sprechen hilft finanziellen Druck und Stress zu vermeiden

Geldprobleme können erheblichen Stress verursachen. Ich für meinen Teil weiß, wovon ich spreche, ich war selbst jahrelang im Dispo und hatte eine Zeit lang fast durchgängig Konsumkredite.

Wenn wir mit Freunden und Familie offen über Geld und insbesondere über Geldprobleme sprechen, können wir uns gegenseitig unterstützen und die Herausforderungen gemeinsam bewältigen. Wir können Erfahrungen austauschen und voneinander lernen, weil vielleicht jemand schon mal in der gleichen Situation war und erzählen kann, wie er es damals für sich gelöst hat.

Wenn man zum Beispiel erfährt, dass der neue Wagen vom Nachbar über einen Kredit finanziert ist, ebenso wie das neue Handy und die neue Küche und er nun einen großen Teil seines Einkommens für Kreditraten ausgibt und deswegen nur wenig finanziellen Spielraum hat, kann man sich überlegen, ob man das für sich selbst auch möchte.

Oder ob man vielleicht einen anderen Weg gehen möchte, sich einen günstigen Gebrauchten kauft, vielleicht nicht immer das neueste Handy hat und die neue Küche vielleicht noch ein paar Jahre warten kann, man sich dafür aber noch einen Urlaub leisten kann.

4. Über Geld zu sprechen ist wichtig, um Vermögen und Wohlstand aufzubauen

In Deutschland glauben viele auch heute noch an (schlecht verzinste) Sparbücher und (in der Regel überteuerte) Versicherungsprodukte. Allein mit Sparbüchern und Versicherungen wird man aber kein Vermögen aufbauen. Selbst wenn man „nur“ versucht, die unausweichliche Rentenlücke zu schließen, wird das nicht mit vermeintlich sicheren Anlagen wie Sparbüchern, Tagesgeldern oder Renten- und Lebensversicherungen gelingen.

Wenn aber niemand darüber spricht, wie hoch oder niedrig die realen Renditen (also die gezahlten Zinsen abzüglich der Inflation) bei einem Sparbuch sind und wie niedrig die Renditen von Versicherungen nach Abzug der Kosten wirklich sind, kann auch niemand hinterfragen, ob es nicht vielleicht noch bessere Alternativen gibt, um sein Geld anzulegen.

In den deutschen Medien taucht die Börse leider meist nur dann auf, wenn es gerade mal abwärts geht. Zumal in den deutschen Medien auch heute noch der DAX (also der Deutsche Aktienindex) auf, obwohl ein Investment in einen weltweit gestreuten MSCI World-ETF sehr viel mehr Rendite gebracht hätte und das bei viel breiterer Diversifikation im Vergleich zu den lediglich 40 Werten im DAX.

Statistisch gesehen geht es an der Börse aber mehr bergauf statt bergab und im langfristigen Vergleich bringt ein Investment in Aktien die besten Renditen.

Auch über die wahnsinnige Kraft des Zinseszinseffekts wird hierzulande aus meiner Sicht viel zu wenig gesprochen. Albert Einstein nannte ihn nicht umsonst „das achte Weltwunder“. Das menschliche Gehirn tut sich einfach schwer damit, sich exponentielles Wachstum vorzustellen.

Wenn wir offen über diese Fakten und unsere bisherigen Investitionsentscheidungen sprechen, können wir uns gegenseitig unterstützen, veraltete Geld-Glaubenssätze loszulassen und stattdessen kluge Investment-Entscheidungen treffen, die mehr Rendite einbringen.

5. Über Geld zu sprechen hilft gemeinsame Ziele zu erreichen

Auch wenn ich mir das für meine Beziehung partout nicht vorstellen kann, scheint es viele Beziehungen zu geben, wo nicht offen über Geld und Finanzen gesprochen wird. Wo teilweise die Partner nicht mal voneinander wissen, was der jeweils andere verdient.

Oder wo nicht darüber gesprochen wird, wie Einkommens- und Rentenverluste ausgeglichen wird, wenn die Frau Elternzeit nimmt und sich ggf. jahrelang der Kindererziehung widmet.

Wenn dann vielleicht auch noch unterschiedliche Einstellungen zum Thema Geld und Konsum bei den beiden Partner dazukommen, sind Konflikte nahezu vorprogrammiert.

Stattdessen wäre es doch sinnvoller, sich regelmäßig zusammenzusetzen, die gesamten Paar- oder Familienfinanzen transparent auf den Tisch zu legen und gemeinsam zu besprechen, welche finanziellen Ziele man wie gemeinsam erreichen möchte.

6. Über Geld zu sprechen hilft bei Gehaltsverhandlungen und zur Verringerung der Gender Pay Gap

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist es in Deutschland immer noch unüblich, offen über sein Gehalt zu sprechen. Sowohl unter Freunden als auch unter Kollegen. Das führt nicht selten dazu, dass Kollegen für die gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt werden, wenn man nicht gerade das Glück hat, dass durch einen Tarifvertrag gleiche Löhne für alle sichergestellt sind.

Gerade Frauen tun sich schwerer damit, ihr Gehalt zu verhandeln und verkaufen sich oft unter Wert. Unter anderem deswegen gibt es auch heute noch einen deutlichen Unterschied im Verdienst zwischen Frauen und Männern, auch Gender Pay Gap genannt.

Wenn es normal wäre, sich über sein Gehalt offen auszutauschen, hätten auch Arbeitgeber in Zukunft schlechtere Karten, große Gehaltsunterschiede bei gleichen Positionen zu verschleiern. So werden Arbeitsbedingungen transparenter und fairer.

Mein Fazit

Es gibt sicher noch mehr Gründe, warum der Glaubenssatz „Über Geld spricht man nicht“ völlig veraltet ist und dringend abgeschafft gehört. Geld gehört zum Leben dazu wie die Luft zum Atmen, es ist deswegen aus meiner Sicht völlig verrückt, dieses Thema totzuschweigen. Insbesondere wenn man in einer Partnerschaft ist und gemeinsam Ziele erreichen will, ist es wichtig, seine Finanzen offenzulegen.

Wer sich unwohl fühlt, über Geld zu reden, wird nicht für sich selbst einstehen können, zum Beispiel in Gehaltsverhandlungen. Oder wird für seine finanzielle Zukunft nicht immer die besten Entscheidungen treffen können, wenn der Austausch mit anderen fehlt.

Fallen Dir noch andere Gründe ein, warum wir dringend anfangen sollten, über Geld zu reden? Lass mir gern einen Kommentar da.

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