Zuletzt aktualisiert am 27. März 2025 von Nadine von Coasting to FIRE
FIRE ist ein englischer Begriff und steht für Financially Independent Retire Early. Sinngemäß ins Deutsche übersetzt heißt FIRE „Finanziell unabhängig in den Vorruhestand gehen“. Im Deutschen wird damit in der Regel der Begriff „finanzielle Freiheit“ verbunden.
Bei FIRE geht es darum, finanziell unabhängig zu werden, konkret geht es dabei um die Unabhängigkeit von der Erwerbstätigkeit (üblicherweise von der klassischen Angestelltentätigkeit). Und natürlich will man damit nicht warten, bis man sowieso in Rente gehen würde, sondern man will so schnell wie möglich aufhören zu arbeiten.
Bei allen FIRE-Varianten gibt es zunächst eine Ansparphase: Hier wird das angesparte Geld gewinnbringend und vor Inflation geschützt an der Börse investiert. Ab einem bestimmten Betrag (die Höhe des Betrags variiert je nach FIRE-Art) beginnt die Entnahmephase: Hier bestreitet man seine Lebenshaltungskosten ganz oder teilweise aus dem Depot.
In diesem Artikel geht es um einen schnellen Überblick über verschiedene FIRE-Varianten und wie sie sich voneinander unterscheiden.
Das „klassische“ FIRE
In der klassischen FIRE-Variante spart man das 25-fache seiner Jahresausgaben an.
Sobald man den gewünschten Ansparbetrag erreicht hat, kann man gemäß der Trinity-Studie 4% seines Depotwertes pro Jahr aus dem Depot entnehmen und bestreitet davon seinen Lebensunterhalt. Mitunter gibt es auch noch weiteres passives Einkommen durch Immobilien oder andere Einkommensquellen.
In der klassischen FIRE-Variante gibt sehen die 2 Phasen so aus:
- Ansparphase: Man arbeitet Vollzeittätigkeit und spart den für FIRE benötigten Beitrag an
- Entnahmephase: Man arbeitet nicht mehr und lebt von seinem Depot
Verschiedene Varianten von der klassischen FIRE-Variante sind z.B Fat FIRE und Lean FIRE, die sich in den Anspar- bzw. Entnahmebeträgen unterscheiden.
Fat FIRE
Fat FIRE (fat = dick, fett) steht dabei für einen Lebensstil, bei dem man in der Entnahme- und Ruhestandsphase auf nichts verzichten und sich nicht einschränken muss. Man kann seinen gewohnten Lebensstil fortsetzen und das auf einem hohen Lebenshaltungsniveau.
Dies setzt einen hohen Ansparbetrag voraus (deutlich mehr als das 25-fache der Jahresausgaben), so kann in der Entnahmephase entsprechend viel entnommen werden.
Lean FIRE
Lean FIRE (lean = mager, schlank) ist das genaue Gegenteil von Fat FIRE. Bei dieser Variante werden üblicherweise Einschränkungen im Lebensstil hingenommen, z.B. eine kleinere Wohnung, niedrige Lebenshaltungskosten und wenig Luxus.
So werden die Ausgaben in der Entnahmephase und damit die benötigte Ansparsumme niedrig gehalten. Der vorzeitige Ruhestand kann so ggf. schneller erreicht werden als klassischen FIRE-Variante oder bei Fat FIRE.
Die bisher beschriebenen Varianten zeichnen sich dadurch aus, dass man erst dann aufhört zu arbeiten, wenn man genug Geld hat, damit man danach nie wieder arbeiten muss. Es gibt auch FIRE-Varianten, in denen man bereits früher kürzertritt und ab dann nur noch in Teilzeit arbeitet. Man könnte auch sagen, man geht in vorzeitige Altersteilzeit (englisch: „semi-retirement“). Die bekanntesten Varianten hiervon sind Coast FIRE und Barista FIRE.
Coast FIRE
Coast FIRE setzt sich im Gegensatz zum klassischen FIRE aus drei Phasen zusammen: Die erste Phase ist die Ansparphase, in der das Depot aktiv befüllt wird und in der Regel in Vollzeit in der Angestelltentätigkeit gearbeitet wird.
In der zweiten Phase ist bei Coast FIRE nur noch eine Teilzeittätigkeit erforderlich, weil keine Einzahlungen mehr in das Depot vorgenommen werden müssen. Man könnte daher auch sagen, Phase 2 ist eine Form von Altersteilzeit.
Dies ist möglich, weil sich das Geld im Depot dank Zinseszinseffekt auch weiterhin fleißig vermehrt, auch wenn keine Einzahlungen mehr in Depot vorgenommen werden. Der Name Coast FIRE kommt daher, dass man in dieser zweiten Phase langsam in die finanzielle Freiheit gleitet, genauso wie die Wellen des Meeres sanft an die Küste gleiten.
Barista FIRE
Barista FIRE wird mitunter mit Coast FIRE verwechselt oder gleichgesetzt. Hier gibt es allerdings nur zwei der drei Phasen und die komplette finanzielle Unabhängigkeit wird zu keinem Zeitpunkt erreicht.
Der Name Barista FIRE kommt daher, dass viele FIRE-Anhänger dieser Variante in den USA als Teilzeit-Barista in Kaffee-Ketten arbeiten, u.a. um neben den Lebenshaltungskosten das Thema Krankenversicherung abzudecken.
Bei Barista FIRE gibt es ebenfalls eine Ansparphase (analog zu Phase 1 bei Coast FIRE), in der aktiv ins Depot eingezahlt wird.
Sobald die benötigte Summe angespart wurde, arbeitet man in Teilzeit weiter. Man geht also analog zu Coast FIRE in Phase 2 in eine Art Altersteilzeit über.
Allerdings startet man bei Barista FIRE zu diesem Zeitpunkt auch schon die Entnahmephase aus seinem Depot. So gleicht man die Differenz zwischen seinen Lebenshaltungskosten und dem Teilzeitverdienst aus seinem Depot aus. Es wird also nie die komplette finanzielle Unabhängigkeit erreicht, weil man auf Lebenszeit weiterhin in Teilzeit arbeitet.
Man kann sich darüber streiten, ob Barista FIRE überhaupt eine Form von finanzieller Unabhängigkeit ist. In jeden Fall ermöglicht es einen Ausstieg aus einer Vollzeittätigkeit deutlich vor dem normalen Renteneintrittsalter.
Mein Fazit
Coast FIRE ist für jeden geeignet, der schnellstmöglich mehr Freizeit genießen möchte. Weil: Ab einem gewissen Punkt brauchst du nur noch in Teilzeit arbeiten, weil die Einzahlungen ins Depot wegfallen.
Bei den anderen FIRE-Varianten dauert es entweder deutlich länger, bis man aufhören kann zu arbeiten (zum Beispiel beim „klassischen“ FIRE oder bei Fat FIRE) oder man arbeitet bis auf Ewigkeit weiter (zum Beispiel bei Barista FIRE).
Für mich persönlich ist Coast FIRE die perfekte Kombination aus beiden Welten (also schnellstmögliche finanzielle Unabhängigkeit bei schnellstmöglich reduzierter Arbeitszeit). Vielleicht bin ich dann nicht komplett finanziell frei, aber das nehme ich gern in Kauf, wenn ich dafür früher weniger arbeiten kann.
Dies gilt insbesondere, weil ich bereits in meinen Vierzigern bin und noch sehr, sehr lange bräuchte, um das 25-fache unserer Jahresausgaben für die klassische FIRE-Variante anzusparen. Bis ich so weit bin, ist das gesetzliche Renteneintrittsalter dann auch nicht mehr allzu weit weg.
PS: Im Depot-Jahres-Update für 2024 habe ich übrigens geteilt, wo wir aktuell auf dem Weg zur finanziellen Freiheit stehen.: Hier Artikel lesen (Klick)
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Sehr guter Überblick! Ich hab bisher nur von FIRE bei den etwas komischen Leuten auf Reddit.com/r/Finanzen oder den US Foren gelesen und kannte daher immer nur das lean fire. Cool zu sehen, dass es auch noch Anpassungen davon gibt, die vielleicht besser zu einem passen 🙂
Ja, das kenne ich gut, Sarah. Viele FIRE-Anhänger sind in der Frugalismus- oder Minimalismus-Richtung unterwegs und haben krasse Sparraten jedenseits der 50%, das ist so ein bisschen das Bild, wenn man von FIRE. Aber so muss es zum Glück nicht sein, genau dafür gibt es u.a. Coast FIRE und Semi-Retirement 😉 Schön, dass dir mein Überblick geholfen hat, einen besseren Überblick über die Facetten von FIRE zu bekommen, das freut mich sehr.
Gibt es eine Anleitung für Coasting Fire?
Hi Philipp! Hast du diesen Artikel hier schon entdeckt?
https://coastingtofire.de/finanzielle-freiheit-in-10-schritten/
Da geht es allgemein um die Schritte zur Finanziellen Freiheit, Coast FIRE ist dann ja sozusagen die erste FIRE-Stufe auf dem Weg zur kompletten finanziellen Freiheit.
Hi Nadine, sehr spannender Artikel, danke für die Erkältung der verschiedenen FIRE Typen! Ich finde ebenfalls den Coast Fire Ansatz sehr ansprechend und werde mich noch weiter auf deinem Blog umsehen!
Herzliche Grüße und weiter frohes schreiben!
Maren
Vielen Dank für das Lob, liebe Maren! Freut mich sehr, wenn ich dir das Konzept von Coast FIRE näher bringen konnte 🙂 Dann kann ich nur sagen: happy investing!
Liebe Grüße,
Nadine aka Mrs. Coasting to FIRE