Wenn man sich mit ETF und mit passivem Einkommen beschäftigt, stößt man relativ schnell auf sogenannte Dividenden-ETF. Die versprechen ein (vermeintlich) höheres passives Einkommen als „normale“ Aktien-ETF.
Ich persönlich investiere nicht in solche Dividenden-ETF und die Hintergründe erkläre ich hier in diesem Artikel.
Was ist eine Dividende?
In einem Aktien-ETF sind börsennotierte Unternehmen enthalten und viele Unternehmen, die an der Börse sind, schütten regelmäßig sogenannte Dividenden an ihre Aktionäre aus.
Dividenden sind eine Beteiligung am Gewinn des Unternehmens und wenn man eine Aktie eines Unternehmens im Depot hat, bekommt man die Dividende direkt von diesem Unternehmen auf sein Verrechnungskonto überwiesen. Das passiert aber nur, wenn die Aktionärsversammlung beschließt, dass auch eine Dividende ausgeschüttet wird.
Sollte es dem Unternehmen wirtschaftlich nicht gutgehen, dann kann es auch sein, dass die Dividende entweder gekürzt oder ganz gestrichen wird. Während der Corona-Krise im Jahr 2020 und auch in den Jahren danach ist genau dies bei einigen Unternehmen passiert.
Wenn du in einen Aktien-ETF investiert, stehen dir diese Dividenden natürlich auch zu. Bei ETF heißt diese Auszahlung dann nicht Dividenden-Auszahlung, sondern Ausschüttung. Bei jedem ETF werden die Dividenden gesammelt und dann je nach ETF werden sie zum Beispiel vierteljährlich an dich ausgezahlt.
Die Auszahlung passiert aber nur, wenn du einen sog. ausschüttenden ETF gewählt hast. Bei thesaurierenden ETF bekommst du die Dividenden natürlich auch, sie werden aber vom ETF einhalten und neue Aktien innerhalb des ETF davon gekauft.
Was ist ein Dividenden-ETF?
Ein Dividenden-ETF ist ein ETF, der sich darauf konzentriert, nur Unternehmen im ETF aufzunehmen, die eine besonders hohe Dividende an ihre Aktionäre ausschütten.
Besonders wird von Dividenden-Fans auf die sog. Dividenden-Rendite geachtet, das ist das Verhältnis vom Aktienkurs zum Dividendenbetrag. Diese Dividenden-Rendite soll besonders hoch sein, um ein besonders hohes passives Einkommen zu erreichen.
Bei ETF suchen Dividenden-Fans dann analog nach hohen Ausschüttungs-Renditen. Diese Anlagestrategie wird auch Dividenden-Strategie genannt.
Je nach ETF liegt die Ausschüttungs-Rendite bei ETF mit Fokus auf hohe Dividenden bei 3% und höher. Der „Global X Super Dividend ETF“ (WKN: A3DEKS) hat zum Beispiel eine besonders hohe Ausschüttungs-Rendite von mehr als 10%.

Zum Vergleich: der ETF, in den ich hauptsächlich investiere und der keinen expliziten Fokus auf Dividenden hat (Vanguard Developed World in der ausschüttenden Variante) hat eine Ausschüttungs-Rendite zwischen 1,4% und 2,04%, also deutlich niedriger.

Dividenden-ETF erkennst du u.a. an folgenden Worten im ETF-Namen:
- High Dividend
- High Dividend Yield
- Dividend Aristocrats
- Select Dividend
Je nach Dividenden-ETF kann es auch sein, dass du wegen des Dividendenfokus in einen ETF investierst, der weniger Unternehmen enthält als ein ETF, der nicht auf ETF fokussiert. Weniger Unternehmen im ETF heißt für dich als Investor:in weniger Streuung (oder auch Diversifikation) und damit mehr Risiko für dein Geld.

Warum ich nicht in Dividenden-ETF investiere
Ich habe im August 2018 angefangen zu investieren, weil ich irgendwann für mich und meine Familie die finanzielle Freiheit erreichen möchte. Und mit „irgendwann“ meine ich „so schnell wie möglich“.
Um unser Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, brauchen wir eine möglichst hohe Rendite. Klar, je schneller sich unser Geld an der Börse vermehrt, umso besser und umso schneller erreichen wir unser Ziel.
Nun ist es so, dass sich die Rendite von einem Investment an der Börse aus zwei Komponenten zusammensetzt:
Gesamt-Rendite = Dividenden-Rendite + Kurs-Rendite
Wie oben schon erwähnt, fokussieren sich Anhänger der Dividenden-Strategie hauptsächlich auf die Dividenden-Rendite. Es geht sogar mitunter so weit, dass sie die Kurs-Rendite ihrer Investments komplett ignorieren.
Grundsätzlich kann man das natürlich tun, wenn man das möchte. Man sollte sich dann nur bewusst sein, dass in vielen Fällen Unternehmen mit einer hohen Dividenden-Rendite eine schlechtere Rendite beim Aktienkurs aufweisen.
Und in der Regel kann die höhere Dividende die schlechtere Rendite nicht ausgleichen. Deswegen weist ein Dividenden-ETF in vielen Fällen eine schlechtere Gesamt-Rendite auf als ein „normaler“ ETF, der einfach breit gestreut in alle Unternehmen investiert und sich nicht dividendenstarke Unternehmen fokussiert.
Schauen wir uns mal an, welchen Unterschied das konkret machen kann, und zwar anhand der eben genannten Gesamt-Rendite.
Damit wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, vergleiche ich für dieses Beispiel zwei ETF, die den gleichen Investmentfokus haben:
- weltweite Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern (All-World ETF)
- beide ETF von der Fondsgesellschaft Vanguard
- beide ETF in der thesaurierenden Variante
- Fonds-Währung US-Dollar.
Konkret vergleiche ich diese beiden ETF:
- Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield Acc mit der WKN A2PLTB mit jährlichen Kosten (= TER) von von 0,29%
- Vanguard FTSE All-World Acc mit der WKN A2PKXG mit jährlichen Kosten (= TER) von von 0,22%
Der Vanguard High-Dividend-ETF hat in den letzten 5 Jahren (also zwischen Februar 2020 und Februar 2025) eine Rendite von fast 52% erwirtschaftet. Nicht schlecht, oder?

Nun schauen wir uns den „normalen“ All-World-ETF von Vanguard an. Der hatte in den letzten 5 Jahren eine Gesamt-Rendite von fast 72%, also fast 20% mehr als die Dividenden-Variante.

Und um das nochmal in Zahlen an einem Beispiel zu verdeutlichen: Wenn du vor 5 Jahren einmalig je 10.000€ in beide ETF investiert hättest, hättest du mit dem „normalen“ Vanguard All World-ETF heute 2.000€ mehr im Depot.
Und da ich wie gesagt schnellstmöglich viel Rendite haben möchte (und mit „schnellstmöglich“ meine ich viele Jahre und Jahrzehnte), macht es für mich einfach keinen Sinn, in ETFs zu investieren, die mir weniger Gesamt-Rendite bringen.
Das war natürlich nur ein Beispiel unter vielen Dividenden-ETF und auch nur über einen relativ kleinen Zeitraum von 5 Jahren, trotzdem ist es repräsentativ. Der Zusammenhang zwischen hohen Dividenden und geringeren Gesamt-Renditen bei Dividenden-ETF wurde immer wieder in Studien nachgewiesen.
Es gibt zu diesem Thema zum Beispiel einen sehr guten Artikel dazu von ETF-Papst Gerd Kommer mit dem Titel „Dividenden-Strategien: Fakten und Fantasien“, den du hier nachlesen kannst.

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Warum die Rendite von Dividenden-ETF oft schlechter ist
Das liegt schlicht und ergreifend an der Zusammensetzung des ETF.
Wie oben erklärt, zahlen nicht alle Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden, eine Dividende an ihre Aktionäre aus. Diese Unternehmen sind dann eben nicht in einem Dividenden-ETF enthalten. Und es gibt viele Unternehmen, die zwar eine Dividende ausschütten, die aber nur sehr gering ist, weswegen sie es auch nicht in einen Dividenden-ETF schaffen.
Ein prominentes Beispiel für so ein Unternehmen ist NVIDIA. NVIDIA zahlt zwar eine Dividende aus, aber nur eine sehr geringe. Die Dividende im September 2024 betrug zum Beispiel 0,01 USD pro Aktie.
Diese geringe Dividende relativiert sich aber schnell, wenn man sich anschaut, wie die Performance von NVIDIA in den letzten Jahren war: Wer im Februar 2020 (also vor 5 Jahren) in Nvidia investiert hat, kann sich heute über mehr als 1.800% (!) Rendite freuen.

Natürlich ist ein Investment in eine Einzelaktie wie NVIDIA nicht mit dem Investieren in einen Aktien-ETF vergleichbar. Aber es ist eben relevant, weil genau dieses Phänomen (wenig Dividende, hohe-Kursperformance) bei vielen Top-Positionen in einem „normalen“ breit gestreuten ETF ohne Dividendenfokus zu beobachten ist.
Hier zur Veranschaulichung die Zusammensetzung des „normalen“ Vanguard All World-ETF:

Wie man gut sehen kann, sind die größten Positionen Apple, Nvidia, Amazon und Co. Und wie man ebenfalls sehen kann, ist in diesem ETF die Technologie-Branche mit mehr als 26% am stärksten vertreten.
Im Gegensatz dazu ist die Technologie-Branche in dem Dividenden-ETF von Vanguard nicht unter den Top-Branchen. Dort befinden sich Finanzdienstleistungen in Form von Banken (27%), Industrie (10%) und Basiskonsumgüter (10%) unter den drei wichtigsten Branchen.
Weil diese Branchen eben klassischerweise eine höhere Dividende zahlen als Technologie-Unternehmen.

Mein Fazit
Ob man bewusst auf Rendite verzichten will, um ein (vermeintlich) höheres passives Einkommen zu generieren, darf natürlich jeder selbst entscheiden.
Aber man sollte aus meiner Sicht eine informierte Entscheidung treffen und sich mit den Fakten auseinandersetzen. Und sie sind eben, dass ein Dividenden-ETF in der Regel eine schlechtere Gesamt-Performance aufweist.
In meiner Wahrnehmung fehlt es bei vielen Dividenden-Jägern an der Auseinandersetzung mit genau diesen Fakten, was ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen kann. Dass sie die Kursentwicklung ignorieren, habe ich nicht nur einmal gehört oder gelesen.
Aber zum Glück darf ja jeder selbst entscheiden, ob und wie schnell er oder sie sein Geld vermehrt. Ich vermehre es lieber schneller als langsamer.
Wie hältst du es mit Dividenden-ETF und der Gesamt-Rendite? Hinterlasse mir gern einen Kommentar unter diesem Artikel.
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Der Kauf von Aktien und ETF ist mit Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet. Investitionsentscheidungen sollten niemals nur auf Basis von Informationsangeboten dieser Seite getroffen werden.
Liebe Nadine,
dein Blogartikel zum Vergleich der Dividenden-ETF und der reinen Aktien-ETF hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig echter Faktencheck ist!
Du hast die Relationen für mich verständlich beschrieben und gerade im Finanzbereich ist diese Hinterfragung der Überschriften und Werbeprospekte für mich als Laiin kaum machbar.
Daher danke, dass du das machst und veröffentlichst!
Viele Grüße Gabi
Das freut mich sehr, wenn es verständlich war, liebe Gabi! Aufklärung mit Fakten ist ja eines meiner Ziele, warum ich diesen Blog hier beitreibe.
Liebe Grüße
Nadine