Was ist FOMO und wie sie deine Finanzentscheidungen beeinflusst

Veröffentlicht am Kategorisiert in Investieren an der Börse

In der Welt der Psychologie gibt es eine Emotion, die uns in vielen Bereichen des Lebens treffen kann: FOMO.

Der ein oder andere kennt es vielleicht von seinem persönlichen Social Media-Favoriten, man möchte am liebsten immer online sein, um ja nichts bei Facebook, Instagram & Co. zu verpassen. Oder wer Videospiele spielt, hat vielleicht auch Angst, den Anschluß zu verlieren, wenn er länger nicht mehr mitspielt.

FOMO gibt es aber nicht nur im Bereich Social Media oder Videospiele, sondern sie ist auch für die Börse relevant. Insbesondere in den letzten Monaten gingen viele Kurse an der Börse immer weiter nach oben. Da kann es schon mal vorkommen, dass man das Gefühl bekommt, man verpasst etwas. Vor allem natürlich astronomisch hohe Kursgewinne.

Meiner Erfahrung nach gilt: „Selbsterkenntnis der erste Weg zur Besserung“, daher schauen wir uns in diesem Artikel FOMO etwas näher an. Außerdem werde ich berichten, ob ich es in den letzten 5 Jahren an der Börse geschafft habe, gegen FOMO immun zu sein.

Was ist FOMO?

FOMO kommt aus dem Englischen und steht für „Fear of missing out“. Es geht bei FOMO um die Angst, etwas zu verpassen, was andere erreichen oder erleben, während man selbst außen vor bleibt.

Den Begriff FOMO gibt es seit 2004, er tauchte das erste Mal in einem Artikel von Patrick James McGinnis in einem Artikel im Magazin der Harvard Business School auf (Quelle).

Die meisten kennen FOMO vielleicht aus den sozialen Medien, die nachgewiesenermaßen einen gewissen Suchtfaktor haben. Wenn man nicht online ist, hat man ständig das Gefühl, etwas zu verpassen. Im schlimmsten Fall kann FOMO sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken.

Bezogen auf die Börse geht es um das Gefühl, das neueste lukrativste Investment oder die beste Rendite zu verpassen. Das kann eine neue Aktie sein, oder ein vielversprechender neuer Markt oder vielleicht der steile Anstieg einer Kryptowährung.

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FOMO am Beispiel von NVIDIA

Im Moment herrscht in Börsenforen FOMO in Sachen NVIDIA, dem führenden Hersteller von IT-Hardware wie zum Beispiel Prozessoren und Chips.

Die neuesten Entwicklungen und Spekulationen rund um das Thema Künstliche Intelligenz, die extrem leistungsstarke Rechner erfordert, haben den Aktienkurs von NVIDIA in den letzten Monaten massiv steigen lassen. Chat GPT als KI-gestützter Chatbot startete im November 2022 und machte das Thema Künstliche Intelligenz quasi über Nacht alltagstauglich. Seitdem kennt der Aktienkurs von NVIDIA quasi nur noch eine Richtung.

Das Bild zeigt den Langfristchart von NVIDIA und den steilen Anstieg seit Anfang 2023.
Im Langzeitchart kann man den steilen Anstieg von NVIDIA seit Ende 2022 gut erkennen. (Quelle: Onvista App, Stand: 02.03.2024)

In Börsenforen merkt man FOMO an Fragen wie „Ist es zu spät, bei NVIDIA einzusteigen?“. Was bei diesen traumhaften Renditen auch nicht verwunderlich ist: 262% in 1 Jahr, oder auch „nur“ 66% seit Jahresanfang….wer wäre da nicht gern dabei gewesen?

Übersicht über die Renditen nach verschiedenen Zeiträumen von NVIDIA (Quelle: Onvista App, Stand: 02.03.2024)

Ich persönlich freue mich über die Entwicklung, ich bin nämlich seit 2,5 Jahren in NVIDIA investiert (Hier kannst du einen Blick in mein Depot per Ende 2023 werfen). Heute beim Schreiben des Artikels – am 2. März 2024 – bin ich mit 270% im Plus mit meiner NVIDIA-Position und das, obwohl ich im Sommer 2023 einen kleinen Teil verkauft hatte.

Ich bin mir sicher, dass es so nicht ewig weitergehen wird mit dem Anstieg. Ein Rücksetzer ist nur eine Frage der Zeit und wäre mehr als gesund.

Wie beeinflusst FOMO deine Finanzentscheidungen?

Impulsive Investitionen: Wenn FOMO zuschlägt, kann es passieren, dass du deinen normalen Analyseprozess kurzerhand über Bord wirfst und quasi „blind“ in etwas investierst, nur weil es gerade „in“ ist.

Herdenverhalten: Die Börse ist stark von Emotionen gesteuert, ob man nun will oder nicht. Natürlich haben große institutionelle Anleger einen großen Einfluss auf Kurse, aber die lassen wir für den Moment mal außen vor. Wenn also gefühlt „alle“ in eine bestimmte Sache investieren, lässt du dich gegebenenfalls hinreißen, das gleiche zu tun (also etwas zu kaufen oder verkaufen), auch wenn es eigentlich nicht deiner Anlagestrategie entspricht.

Zu hohes Risiko: Wenn du Angst davor hast, hohe Renditen zu verpassen (wie zum Beispiel bei NVIDIA), kann es sein, dass du mehr Risiko eingehst als du das normalerweise tun würdest. Das kann dann gefährlich werden, wenn der Kurs deiner Investition plötzlich abstürzt.

Wo kann ich sehen, ob an der Börse gerade FOMO herrscht?

Ein guter Indikator für FOMO bei Einzelaktien sind normalerweise stark steigende Kurse wie oben am Beispiel von NVIDIA. Es gibt aber auch noch den sog. Fear & Greed Index von CNN Business, an dem man die Stimmung für den gesamten Markt gut ablesen kann.

Der Index ermittelt anhand von verschiedenen Kriterien, ob gerade Angst (englisch: Fear) oder Gier (englisch: Greed) an der Börse herrscht. Das Ergebnis wird schön übersichtlich in einer Grafik dargestellt:

Am 02.03.2024 steht der Fear & Greed Index auf extremer Gier (Quelle: https://edition.cnn.com/markets/fear-and-greed)

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass sich der Index auf den amerikanischen Börsenmarkt bezieht. Zum Beispiel ist einer der Faktoren, der in die Berechnung des Index mit eingeht, wie sich der S&P 500 in den letzten 125 Tagen entwickelt hat.

Da der amerikanische Aktienmarkt der tonangebende auf dem weltweiten Aktienmarkt ist (70% der Aktien im MSCI World-ETF kommen aus den USA), kann man sich auch für andere Aktienmärkte gut daran orientieren.

Meine Erfahrung mit FOMO

Ich wünschte, ich könnte sagen, ich bin gegen FOMO immun. Bin ich aber nicht, wie ich mir hier und da im Nachhinein eingestehen mußte.

Ein Beispiel, was ich auch aktuell noch im Depot habe, ist das Unternehmen Snowflake. Snowflake ist ein Cloud-Unternehmen und bietet seinen Kunden zahlreiche Möglichkeiten Daten in der Snowflake-Cloud zu sammeln, zu analysieren und inzwischen auch zu verkaufen.

Mich hatte die FOMO Ende 2021 erwischt, wie man in diesem Screenshot gut sehen kann (grün sind meine Kaufzeitpunkte):

Screenshot aus meinem persönlichen Rentablo-Account (grün zeigen meine Kaufzeitpunkte)

Der Aktienkurs stieg innerhalb von wenigen Monaten von 200€ auf über 350€ und da ich mich ohnehin für die Aktie interessiert habe, hab ich genau das getan, was ich oben beschrieben habe: ich habe ohne ausreichende Recherche investiert. Und das unter anderem, weil eine Freundin von mir, die ebenfalls an der Börse investiert, mir von Snowflake und ihren tollen Kursgewinnen mit der Aktie vorgeschwärmt hat.

Es kam natürlich, wie es kommen musste: kurz nach meinen Käufen gerieten so ziemlich alle Cloud-Werte nach einem starken Anstieg ins Taumeln und der Aktienkurs von Snowflake stürzte direkt mit ab:

Screenshot aus meinem persönlichen Rentablo-Account (grün zeigen meine Kaufzeitpunkte)

Bis heute habe ich Snowflake im Depot, weil ich es weiterhin für ein aussichtsreiches Unternehmen halte. Meine Freundin, die mir von Snowflake vorgeschwärmt hat, trifft natürlich keine Schuld. Ich bin für mein Geld selbst verantwortlich und hätte mich nicht mitreissen lassen sollen, zu früh auf den Kaufen-Button zu drücken.

Aber die Börse ist nunmal kein rein rationaler Ort. Auch für mich (leider) nicht. Ob man will oder nicht, jeder, der an der Börse investiert, wird Fehler machen. Das ist völlig normal und gehört zum Lernprozess dazu.

Wichtig finde ich, sich über seine Fehler bewußt zu werden und sie im besten Fall nicht allzu oft zu machen. Gerade an der Börse kann das teuer werden, wenn die Kurse kurz nach dem Kauf ins Bodenlose purzeln. Wenn man dann ggf. die Nerven verliert, weil man sich nicht gut genug über das Unternehmen informiert hat und panikartig verkauft.

Ich für mich kann nur sagen, dass mir – zumindest bis jetzt – ein weiterer Anfall von FOMO erspart geblieben ist. Und das ist doch schon mal was.

Fazit

Niemand ist vor FOMO gefeit, weder Profis noch Börsen-Neulinge. Meine persönliche Vermutung ist, dass Börsen-Neulinge anfälliger sind als erfahrenere Anleger. Es dauert eben seine Zeit, bis man eine Anlagestrategie entwickelt hat und sich nicht mehr von den Emotionen an der Börse mitreißen lässt. Das ist völlig normal und auch bei mir hat es eine Weile gedauert, bis sich meine Anlagestrategie herauskristallisiert hat.

Wenn man auf breit gestreute ETF setzt, ist man meiner Meinung nach ein wenig besser vor FOMO geschützt als wenn man in Einzelaktien investiert. Einfach weil die Anstiege bei breit gestreuten ETF in der Regel nicht so stark sind wie es bei Einzelaktien wie zum Beispiel NVIDIA der Fall sein kann.

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7 Kommentare

  1. Hallo Nadine, ich finde deinen Artikel überaus spannend. Ich habe allerdings vor einigen Jahren die LdFw- Strategie gewählt… Eine für mich sehr zuträgliche Anlagevariante… LdFw steht für „Lass die Finger weg!“ Strategie… 😉 Mich hat das Traden völlig rappelig gemacht und ich bekam als Atemtherapeutin Schnappatmung. Ich finde deine Beschreibung sehr einleuchtend und werde von Zeit zu Zeit hier mal vorbeikommen und sehen, ob ich doch noch einen Zugang zum Aktien handeln finde. Atembewegt & Herzlichst, Karin

    1. Hallo Karin,

      LdFw-Stategie…. Den kannte ich noch nicht!

      Puh, Trading ist aber auch eine andere Hausnummer als Investieren, so wie ich es tue. Da würde ich vermutlich auch Schnappatmung bekommen….

      Wenn du dich nochmal trauen magst, würde ich ganz „langweilige“ breit gestreute ETF empfehlen. Da muss man sich um (fast) nix kümmern und handeln muss man auch nicht. Einfach kaufen und liegen lassen und warten, das die Börse und der Zinseszins über die Zeit ihr Ding machen ☺️

      Liebe Grüße,
      Nadine

  2. FOMO kickt ja gerade wieder richtig in (ganz) bestimmten Facebook-Gruppen 😉
    Da wird dann wieder (fast) täglich von den ganzen tollen Kursen schwadroniert. Allen voran NVIDIA und SMC. Leider bin ich bei beiden nicht dabei und habe somit sehr viel Performance verpasst. Aber naja, wie man auch hier an diesem Beispiel gut sieht, sobald die Rakete zündet (bzw. das Spektakel schon fast wieder vorbei ist), wird ordentlich gepostet. Der AI-Hype ist im vollen Gange.
    Schwierig solche zukünftigen Performanceraketen zu finden…

    1. Ich kann dir da nur zustimmen in denen Beobachtungen in diversen Gruppen…. Bitcoin ist ja auch gerade wieder sehr hoch im Kurs dank steil ansteigendem Kurs.

      Ich hab Glück und bin seit 2,5 Jahren bei NVIDIA dabei (bei Bitcoin seit etwas über 2 Jahren) und kann mich aktuell über schöne Buchgewinne freuen 😃 Aber ich dachte damals tatsächlich, ich wäre auch bei NVIDIA schon viel zu spät dran. Naja, man muss ja auch mal Glück haben 😂 Ich hab bei anderen Werten genug Lehrgeld gezahlt….

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