Zuletzt aktualisiert am 8. Oktober 2024 von Mrs. Coasting to FIRE
Hier kommt der vierte Teil meiner Artikelserie zu Börsenmythen, diesmal geht es um ETF. Die sind ja neuerdings in aller Munde und wer sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt, kommt quasi gar nicht mehr um das Thema ETF herum. Aber sind ETF nicht vielleicht riskant? Dieser Frage gehe ich in diesem Artikel nach.
Hier findest du die anderen Börsenmythen:
- Investieren an der Börse ist zu schwierig.
- Ich habe nicht genug Geld, um an der Börse zu investieren.
- Wenn ich an der Börse investiere, muss ich täglich die Aktienkurse checken.
Meine schnelle Antwort: es kommt ganz darauf an!
Aber worauf kommt es nun genau an? Ich möchte hier auf zwei Aspekte eingehen, nämlich die Zusammensetzung des ETF (oder auch Streuung oder Diversifikation) und die Anlagedauer. Diese beiden Faktoren beeinflussen aus meiner Sicht ganz wesentlich das Risiko, aus dem ETF mit Verlust wieder auszusteigen. Oder genau andersherum: mit Kursgewinnen aus dem ETF auszusteigen.
Man sollte sich aber auch bewusst sein, dass es auch noch weitere Risiken gibt, z.B. Währungsrisiken. Da wir als Kleinanleger diese Risiken entweder gar nicht oder nur bedingt beeinflussen können, gehe ich hier bewusst nicht darauf ein, sondern konzentriere mich auf die Dinge, die du und ich beeinflussen können.
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Diversifikation ist King!
Meiner Meinung nach ist einer der wichtigsten Punkte für die Bestimmung des Risikos von ETF die Zusammensetzung des ETF. Im Fall eines Aktien-ETF ist aus meiner Sicht wichtig, welche Unternehmen in welcher Gewichtung in dem gewählten ETF vorhanden sind.
Es gibt die unterschiedlichsten ETF, zum Beispiel weltweit gestreute ETF mit mehreren Hunderten oder mehr als Tausend verschiedenen Unternehmen, auch immer wieder als „Brot- und Butter“-ETF bezeichnet. Es gibt aber zum Beispiel auch Branchen- oder Länder-ETF, die nur Unternehmen einer Branche oder eines Landes enthalten und davon dann auch nur sehr wenige.
Schauen wir uns als Beispiel für einen Branchen-ETF mal den iShares Global Clean Energy (WKN: A0MW0M) an. Dieser ETF enthält ausschließlich Unternehmen, die im Bereich saubere Energie tätig sind. Insgesamt enthält der ETF per Juni 2022 knapp 100 Unternehmen.
Das alleine ist schon recht wenig. Wenn man jetzt aber auch noch berücksichtigt, dass die 10 größten Unternehmen in diesem ETF fast 50% des gesamten ETF ausmachen, dann wird schnell klar, warum Branchen-ETF risikoreicher sind als breit gestreute „Brot- und Butter“-ETF: Die Performance von Branchen-ETF steht und fällt zum einen mit der Entwicklung der jeweiligen Branche.
Außerdem hängt die Entwicklung des ETF aufgrund der hohen Konzentration der 10 größten Unternehmen natürlich auch stark von der Entwicklung der jeweiligen Unternehmen ab, insbesondere wenn zum Beispiel das größte Unternehmen Engphase Energy schon 9% des ETF ausmacht.
Mal abgesehen davon, dass man die größten Unternehmen in diesem ETF auch vielleicht gar nicht unbedingt kennt, wenn man sich nicht im Detail mit dieser Branche beschäftigt hat. Ich für meinen Teil kenne drei der Top 10-Positionen vom Namen her, könnte aber keine Details zu den Unternehmen nennen. Bei mir hinterlässt das immer einen fahlen Beigeschmack, wenn ich etwas nicht richtig verstehe, insbesondere wenn es um mein eigenes Geld geht…
Schauen wir uns im direkten Vergleich dazu einen sehr breit gestreuten ETF an, den Vanguard FTSE Developed World (hier in der ausschüttenden Variante, WKN: A12CX1):
Dieser ETF enthält knapp 1.400 Unternehmen aus allen möglichen Branchen. Die 10 größten Unternehmen machen hier 17% des gesamten ETF aus (anstatt die Hälfte wie beim Global Clean Energy ETF). Das Risiko, dass ein Unternehmen pleite geht und damit die Performance des ETF nach unten zieht, ist hier deutlich breiter verteilt. Außerdem sind alle Branchen vertreten, die die Wirtschaft zu bieten hat. Sollte es also einer Branche mal weniger gut gehen, bricht nicht gleich der Kurs des ETF zusammen, sondern es wird sich vermutlich ausgleichen, weil eine andere Branche dafür dann gerade besser läuft.
Ich würde außerdem behaupten, dass die meisten mit Apple, Microsoft, Amazon, Tesla oder Facebook etwas anfangen können und zumindest eine grobe Vorstellung haben, was diese Unternehmen machen und womit sie ihr Geld verdienen. Und wenn ich jetzt noch sage, dass Alphabet der Mutterkonzern von Google ist, dürfte man aus dem Stegreif mindestens 6 der 10 Top-Positionen aus diesem weltweit und breit gestreuten ETF kennen, auch wenn man sonst mit Börse nicht allzu viel zu tun hat.
Und jetzt kann man sich fragen, für wie wahrscheinlich man es hält, dass Apple, Microsoft, Tesla & Co morgen kein Geld mehr verdienen, pleitegehen und damit auch von der Börse und aus diesem ETF verschwinden. Ich für meinen Teil habe natürlich keine Glaskugel und kann auch nichts versprechen, aber ich halte es für nicht sehr wahrscheinlich, zumindest nicht kurz- oder mittelfristig.
Time in the market… Oder: je länger du investiert bleibst, umso geringer ist das Risiko von Verlusten.
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Risiko, sein Geld in einen ETF zu investieren, ist die Frage, wie viel Zeit man mitbringt. Oder anders gesagt: wie lange der eigene Anlagehorizont ist. Kurz gesagt: je mehr Zeit man hat und nicht an sein Geld heranwill oder muss, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man mit Verlusten aus dem ETF aussteigt.
Wir nehmen als Beispiel den einen ETF, der in den MSCI World investiert, hier den Amundi ETF MSCI World in der thesaurierenden Variante (WKN: A2ATYV). Das letzte Jahr an der Börse war nicht ganz ohne, was man auch gut am Chart sieht (also an der Übersicht, wie sich der Kurs diese ETF im letzten Jahr entwickelt hat):
Wie man sieht, ging es in den letzten 12 Monaten immer wieder auf und ab und per heute wäre man bei mehr oder weniger plus minus null, wenn man am 30. August 2021 in genau diesen ETF investiert hätte.
Aber wie sähe es aus, wenn man schon länger in diesen ETF investiert wäre und auch in schwierigen Börsenphasen die Nerven behalten hätte? Also sein Geld einfach liegengelassen hätte? Schauen wir uns mal die Entwicklung des ETF seit 2016 an:
Wie man gut sehen kann, sieht das schon deutlich besser aus! Das eingesetzte Kapital hätte sich in den letzten 5 Jahren deutlich vermehrt und das, obwohl es immer wieder Rücksetzer und Kursabschläge gab. Teilweise wäre man zwischendurch auch massiv im Minus gewesen mit seinem Investment, zum Beispiel als im 1. Halbjahr 2020 Covid-19 über die Welt hereinbrach und sämtliche Aktienmärkte abstürzten. Wie man sehen kann, haben sich die Aktienmärkte dann aber auch wieder recht schnell wieder erholt, so wie eigentlich jedes Mal, wenn es schlechte Nachrichten für die Börse gab.
Wichtig: dies sind Zahlen aus der Vergangenheit, die nichts über die Zukunft aussagen.
Fazit
Wie so oft ist die Antwort auf die Frage, ob ETF riskant oder gefährlich sind: Es kommt ganz darauf an!
Wer in breit gestreute ETF investiert, auf sein Geld mehrere Jahre verzichten kann und auch in turbulenten Börsenzeiten sein Geld einfach liegenlässt, hatte in der Vergangenheit gute Chancen, von langfristig steigenden Börsen in Form von Kursgewinnen zu profitieren.
Oder um es anders zu sagen: Wenn du in breit gestreute ETF über einen ausreichend langen Zeitraum investiert, minimierst du das Risiko, Geld zu verlieren.
Wenn du noch ein paar weiterführende Tipps zur Auswahl eines ETF suchst, dann lies gern hier weiter.
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Alle Artikel auf CoastingtoFIRE.de stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar (§ 85 WpHG). Sie dienen lediglich der allgemeinen und unverbindlichen Information. Es findet keinerlei Anlageberatung statt. Es wird zu keinem Zeitpunkt eine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben.
Der Kauf von Aktien und ETF ist mit Risiken bis hin zum Totalverlust behaftet. Investitionsentscheidungen sollten niemals nur auf Basis von Informationsangeboten dieser Seite getroffen werden.
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